Ziegen, Zitzen und Euter auf dem Melkstand

Euter und Zitzen – Biologie einer Ziege

Als Euter (lat. Uber oder Mamma) wird jenes Organ bezeichnet, welches bei weiblichen Säugetieren für die Sekretion von Muttermilch durch dedizierte Drüsen zuständig ist. Es sitzt bei Ziegen in der Leistengegend zwischen ihren Hinterläufen. Die darin gebildete Muttermilch dient Jungtieren, den Zicklein, der Versorgung mit Energie durch Nährstoffe sowie in einer frühen Phase (als Kolostrum, Erstmilch oder Biestmilch) auch der Immunisierung von Ziegenkitzen mit Antikörpern, welche ebenfalls oral mit der Muttermilch aufgenommen werden.



Anzahl der Zitzen

Aufgrund des doppelten Milchdrüsenkomplexes entstehen bei domestizierten Rassen wie der Haus- und Zwergziege zwei Zitzen. Daher tendiert die Geburtenrate zu Zwillings-Ziegenkitzen mit leichten prozentualen Ausweichungen nach unten (einzelne Kitze) sowie nach oben durch Drillings- oder Vierlingsgeburten.

In seltenen Fällen entstehen sogenannte Beizitzen. Sie neigen sehr häufig zur Verkümmerung und führen daher keine Milch.

Aussehen von Euter und Zitzen

Eine Grundsätzlichkeit des Erscheinungsbildes des Euters sowie Zitzen lässt sich nicht ausmachen, da bis auf die Verortung am Tier und ihrer biologische Funktion durch die Milchsekretion jedes Tier individuell ist.

Das Euter lässt sich entfernt als beutelartiges Organ von außen an der Ziege ausmachen. Die Größendimensionen fallen unterschiedlich aus von unauffällig flach auf den Bauch übergehend bis hin zu augenscheinlich prallen Eutern deren Erscheinung ein Dutzend Zentimeter im Durchmesser deutlich übersteigen können, sodass eine Ziegendame beim Gehen sogar irritiert wird.

Ebenso verhält es sich bei Zitzen, die auch Striche genannt werden. Sie sind visuell hervorstehende Mündungen des Milchkanals, aus denen Milch herausmassiert wird. Aufgrund des doppelten Milchdrüsenkomplexes treten sie, bis auf bei den zuvor erwähnten Anomalien in Form der Beizitze, als Paar auf. Die Färbung des Gewebes ist abhängig der Unterrasse der Ziege, gleicht in Farbe und Musterung jedoch dem des Euters. Ihre Größe variiert von Tier zu Tier und kann nippelänlich in Erscheinung treten oder mehrere Zentimter lang und dick sein.

Das von der Ziege körpertemperierte Gewebe ist im Allgemeinen weich und kann mit einer vorgewärmten Hand umschlossen werden. Durch sich wiederholende massierende Bewegungen, indem von oben bis unten, Finger für Finger, beginnend mit dem Zeigefinger bis hin zum kleinen Finger eine Laola-Umschließbewegung geformt wird und der Unterarm die Zitzen gleichzeitig bedächtig vom Euter, meist nach unten, wegzieht, kann eine Ziege gemolken werden. Jungtiere umschließen den mit Gewebe umschlossenen Milchkanal mit dem Maul und saugen daran, während sie mit ruckartigen Bewegungen die Milch herausmassieren.

Ausgehend von seinem Aussehen gibt der Euter-Zitzen-Verbund keine Auskunft darüber, wie hoch oder gering die Milchleistung eines Tieres ist. Unauffällige Eutergrößen können ebenso viel Milch geben wie augenscheinlich große und prall gefüllte Exemplare. Die durchschnittliche Milchleistung ergibt sich demnach über Zeit und nicht über ihre Ästhethik.

Da Ziegen unabhängig einer jährlichen Lammung Milch produzieren, können Entzündungen insbesondere der Zitzen vermieden werden, indem regelmäßig gemolken wird. Die sogenannte Laktation, die Bildung der Milch durch die Milchdrüsen im Euter, beginnt jedoch immer erst nach dem ersten Wurf eines Tieres. Problemefälle wie Entzündungen an den Zitzten treten grundsätzlich selten auf, da überschüssig produzierte Milch mit und ohne Zicklein auf natürliche Weise zurückgebildet wird.

Druchführung eines Melkvorgangs

Da in einer zahlenmäßigen Dimension wie in einem Milchziegenstall das händische Melken sehr zeitintensiv wäre, werden die Paarhufer-Wiederkäuer zweimal täglich auf den Melkstand getrieben, wo statt vorgewärmten Händen, eine Melkmaschine mit ihren Melkeinheiten angelegt wird. Diese Einheiten werden mit ihrem weichen Material über die Zitzen, unabhängig ihrer Größen, gestülpt. In einigen Fälle muss händisch nachjustiert werden, damit die Position einer Zitze innerhalb des weichen Kunststoffkörpers richtig liegt und der Milchkanal nicht etwa abgeknickt wird. Aufgrund eines zarten und pulsierenden Luftunterdrucks kann die Position an den Zitzen gehalten werden. In vielen Fällen werden die Striche komplett umschlossen. Bei kürzeren Exemplaren sitzt das weiche Material der Pumpeinheit auf dem Euter auf.

Durch einen rhythmischen Unterdruck, der eigens auf die Paarhuferdamen abgestimmt ist, erfolgt ein angenehmes Herausmassieren der weißen Milch. Das Gros läuft automatisch, wird jedoch händisch durch das Anbringen und Entfernen der Melkeinheiten und Überwachung durch einen Melker*in durchgeführt. Dieser erkennt auch, ob eine Zitze eine Entzündung aufweist oder durch Hörner eines anderen Tieres verletzt wurde. In solchen Fällen wird das Tier aufgrund der Wundbildung und darauß resultierenden Hygienegründen nicht gemolken. An dieser Stelle ist, sofern die Wunde oder Entzündung zu stark ist, die Ziege aber abgemolken werden muss, bedächtige Handarbeit nötig. Händisch abgemolkene Milch wird dabei entsorgt, da sie verunreinigt ist.

Schonung der Zitzen bei Schwangerschaft

Trächtige Ziegen werden einige Zeit vor der Geburt mehrere Wochen trockengestellt. Aufgrund der psychischen Belastung durch die (anstehende) Geburt wird sie nicht gemolken, um das Gewebe von Euter und Zitzen zu schonen.

About Dominik Liebert

Ich bin Dominik und kümmere mich um den Webauftritt. Wie es sich für einen Familienbetrieb gehört, unterstütze ich BioLiebert tatkräftig online rund um Themen wie Ziegen im Allgemeinen, Ziegenfleisch und Ziegenprodukte wie Ziegenmilch. Themenwünsche, Anregungen und Kritik sind gerne gesehen über verteiler@bioliebert.de