Es ist ein Zeichen ihrer Geschlechtsreife, wenn Ziegen im Herbst ein verändertes Verhalten an ‚den kürzer werdenden‘ Tag legen. Man nennt sie die Brunft- oder auch Brunstzeit. Das eine (Brunft) bedeutet brüllen, das andere (Brunst) Brand oder Glut und beschreibt in Kürze treffend das Verhalten von Ziegenweibchen in ihrer empfängnisbereiten Phase.
Lautes Brüllen und glühendes Temperament zur Paarungszeit
Es beginnt mit einer wahrnehmbaren Unruhe innerhalb der Herde. Die Brunfzeit nimmt ihren Anfang und steigert sich über die darauf folgenden Tage hinweg stetig. Irgendwann beginnen die Ziegen nach einem Gatten durch lange, inbrünstige Schreie zu rufen. Da mehrere Weibchen so um die Aufmerksamkeit von einem potenziellen Männchen buhlen, werden die Konkurrentinnen gerne aus dem Weg gestoßen oder gar Scheingedeckt indem auch weibliche Tiere ein an den Geißbock erinnerndes Verhalten zeigen und auf andere Weibchen aufspringen. Dagegen ist das einfache Schwanzwedeln regelrecht unscheinbar.
Befindet sich ein Bock in der Nähe, werden diese förmlich aktiviert und versetzen mit Kraftäkten Berge, um zu ihren Weibchen zu gelangen. Starke Zäune sind nötig und der Bauer tut gut daran, sich ihm nicht in den Weg zu stellen, um nicht Ziel seiner gesteigerten Aggressivität zu werden. Allzu nahe möchte man nämlich dem zu dieser Zeit geradezu abartig stinkenden Geißbock sowieso nicht kommen. Dieser produziert mit seinen Drüsen an den Hornansätzen ein stark duftendes Sekret. Das ist ebenso beeindruckend für die Ziegendamen wie die immerzu nach oben verzogene „flehmende“ Oberlippe. Das überbietet er einzig und allein durch das Maulharnen, indem er seinen vorderen Kopf und insbesondere sein Maul in Eigenurin tränkt.
Werden die Geschlechter während ihrer Paarungsrituale zusammengeführt, heißt das aber noch lange nicht, dass eine Ziege Empfangsbereit ist. Diese lassen den männlichen Artgenossen nämlich so lange zappeln und buhlen, bis der hormonelle Höhepunkt der Brunft ansteht und der Ziegenbock zum Decken aufspringen, um nach wenigen Sekunden, nach Verrichten seines Werkes, weiterziehen kann.