Der Herbst ruft und damit auch einige Ziegenrassen. In der Zeit, in der die Tage spürbar schneller dunkler werden, die Laubbäume ihr Blattwerk verlieren und das Wetter kältere Stunden verspricht, beginnen Ziegen ihre nachsommerliche Paarungszeit. Das schlägt sich auf das Verhalten der Paarhufer nieder. Durch lautes, schrilles und langanhaltendes Geschrei rufen sie zur Begattung.
Brünstig oder brunftig?
Beides kann synonymisch verwendet werden. Das vorzugsweise in der Fachsprache unter Jägern bei Schalenwild verwendete Brunft, welches laut Duden dem Althochdeutschen „breman“ entstammt, bedeutet so viel wie brummen oder brüllen. Dabei greift man auf pragmatische Weise das Verhalten des Tieres auf: Während der Zeit der Begierde, der Brunftzeit, rufen Ziegen ein lautes Brüllen aus, welches zur Begattung einlädt.
Daneben existiert die Brunstzeit. Ebenfalls aus dem Althochdeutschen stammend, bedeutet Brunst so viel wie Brand oder Glut. Es drückt sozusagen das inbrünstige Brennen der Ziege aus, von einem Bock beglückt zu werden.
Unabhängig der Wortwahl, spricht man bei beidem von der Paarungszeit, in der Säugetiere wie unsere wiederkauende Ziegen begattet werden. Es handelt sich um eine Zeit der Erregtheit und Begierde während der Geschlechtsreife, die bei heimischen Ziegenrassen überwiegend saisonal auftritt. Weitere Ziegenrassen, darunter zählen Zwergziegen, sind saisonunabhängig („asaisonal“) paarungsbereit. Ihr Zyklus verläuft unabhängig von Jahreszeiten.
Frühling, Futter, Jungtierzeit
Saisonal brunftige bzw. brünstige Ziegenrassen werfen nach der Empfängnis und der durchschnittlichen Tragezeit im Frühjahr. Während das junge Zicklein vom Muttertier gesäugt wird, stärkt sich dieses an den sprießenden und wachsenden Pflanzen und Bäumen, um dadurch Milch im Euter produzieren und so das Kitz zu ernähren.
Wann ist die Brunft- bzw. Brunstzeit?
Unsere Herde, bestehend aus einem Großteil Bunter Deutscher Edelziegen (BDE) und Weißer Deutscher Edelziegen (WDE) werden im Herbst ab Ende August bis zum Frühjahr (etwa bis Januar) brünstig. In dieser Zeit durchlaufen sie einen sich wiederholenden 21-tägigen Menstruationszyklus, sofern keine Empfängnis stattfindet. Während eines Zyklus dauert die eigentliche Bockigkeit etwa zwei bis drei Tage an und wirkt sich auf das Verhalten der Tiere aus.
Woran erkenne ich, ob eine weibliche Ziege brünstig ist?
Nach etwa sieben bis 15 Monaten und im Idealfall nach Erreichen des dreiviertelten des Endgewichts des Tieres, beginnt der Menstruationszyklus und die immer wieder auftretende Zickigkeit bzw. Bockigkeit. Verhaltensmerkmale sind:
- Brunftschreie
(Langen, inbrünstige Schreie, deren Lautstärke und Intensität über das übliche Gemecker hinausgeht) - Schwanzwedeln
(Wilde Bewegungen mit dem Schwanz) - Zurückstoßen anderer Weibchen
(Weitere Herdentiere werden von paarungsbereiten Ziegen „aus dem Weg“ geräumt.) - Besteigen anderer Weibchen
(Bockähnliches Aufspringen auf andere Herdentiere)
Ein Bock in der Brunftzeit
Befindet sich neben den weiblichen Ziegen ein Bock im Gehege, wird dieser unter Umständen zunächst von den Geißen zurückgewiesen. Der männliche Artgenosse beschnuppert dabei wiederholt die Vaginalregion der Zicken. Um sie anzulocken, sondert er den typischen und für den Menschen unangenehmen bockigen Duft aus seinen Drüsen an den Hornansätzen aus, welcher zur Brunstzeit an Intensität gewinnt. Durch Maulharnen verstärkt er seinen Geschlechtsgeruch, der von den brünstigen Ziegen aufgenommen wird. Dazu scheidet der Bock Urin aus und unterbricht den Urinstrahl mit seinem Maul, wodurch sein Ziegenbart darin getränkt und gelblich wird. Die größere Oberfläche, welche seine langen Barthaare bilden, sorgt dafür, seinen Duft für das anderen Ziegengeschlecht weiter zu intensivieren. Dazu flehmt er zu dieser Zeit, wodurch er mit geöffnetem Maul und nach oben gezogener Oberlippe und leicht herausgestreckter Zunge den Geschlechtsgeruch und Pheromone wittert. Dabei nimmt er unter anderem oftmals auch den Urin von weiblichen Ziegen auf.
Ist der Höhepunkt der Brunst erreicht und die Ziege paarungsbereit, lässt sie die Begattung durch den Bock zu. Auf diese Weise besamt ein männliches Tier bis zu 40 Ziegen.
Vorsicht: Böcke sind angriffslustiger
Züchter der Tiere sei zur Vorsicht geraten: Während der Brunftzeit sind Böcke angriffslustiger. Eine beliebte und für das Tier harmlose Verteidigungsmethode sind Wasserpistolen. Böcke werden damit nicht gerne beschossen und weichen zurück.