Ob das Tier glücklich lebte, bevor der Schlachter kam? Während des Essens werden die wenigsten daran denken. Dennoch interessieren sich immer mehr Verbraucher dafür, wie das verzehrte Fleisch aus dem Supermarkt zuvor gelebt hat. Um mehr Licht in die dunklen Ställe zu bringen, plant man ein staatliches Tierwohl-Label. Mit Kritik.
Kennzeichnung von Tierwohl-Fleisch
Dieses Label soll schrittweise, zunächst auf freiwilliger Basis, später verbindlich, etabliert werden. So der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. Die Thematik war Teil der Wahlprogramme von Union und SPD. Auch in Sondierungsgesprächen könne es deshalb thematisiert werden.
Initiative Tierwohl
Grundstein bildet die im Jahr 2015 geschaffene „Initiative Tierwohl“. Bauern wird ein finanzieller Ausgleich für Kosten geboten, die im Zuge der Umsetzung zur Verbesserung des Tierwohles im eigenen Stall entstanden. Dazu werden Fonds gebildet, die mit Geldern von Supermärkten ermöglicht werden. Diese Fonds dienen als Budget für die beschriebenen Ausgleiche.
Bereits 2018 bis 2020 soll dieses Budget von jährlich 85 Millionen Euro auf 130 Millionen Euro erhöht werden. Mehr als 6000 Betriebe mit fast 520 Millionen Schweine, Hähnchen und Puten nehmen bereits an der Initiative teil. Und das sorgt für einen höheren Tierwohlstandard.
Vertrauen muss man schaffen
Gefahr sehe man jedoch durch bereits verwendete Logos auf Produktverpackungen in Supermärkten, deren Zweck nicht über Werbezwecke hinausgehen. Das schadet auch dem Vertrauen in ein solches staatliches Label. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) spricht von einem „klassischen Marktversagen“, da man bereits viel zu spät gestartet sei.
Neue Politik, glücklichere Tiere?
Hoffnungen setzt man auch auf die künftige Regierung. Ein System zur Verbesserung des Tierwohls könnte regelmäßig alle zwei Jahre etwas tierschutzgerechter werden. Geduld sei gefragt. Ebenso nötig ist eine Klärung auf europäischer Ebene, so Verbraucherschützer Müller.
Bauernverband ist zuversichtlich
Für die kommenden drei Jahre sei die „Initiative Tierwohl“ eine Basis, die bis zum heutigen Tage erfolgreich gewesen sei. Je nach weiterer Ausgestaltung wäre auch eine Haltungsform, wie man sie bereits von Eiern kennt, denkbar.
Kritik am Tierwohl-Label
Auch Kritik an der neuen Kennzeichnung wurde bereits laut. Man spreche damit nur diejenigen Bauern an, die grundsätzlich offen sind. Ein nicht unerheblicher Prozentsatz haben keine Berührungspunkte mit dem freiwilligen Label. Dabei wären auch regionale Programme denkbar, um Landwirten bei der Verbesserung der Tiergesundheit zu helfen. So die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz.