Es ist nun 9 Jahre her, Anita. Du standest der Idee anfänglich nüchtern gegenüber, hast dich dann aber doch von der Euphorie eines Ziegenstalls packen lassen.
Wie beurteilst du die Idee eines Ziegenhofs heute?
Anita: Ich finde, dass wir gute Arbeit geleistet haben. Man vergleicht sich sehr oft mit anderen Höfen. Wenn man die Tiergesundheit und die Milchleistung genauer betrachtet, merkt man, wie viel Mühe man sich selbst gibt und dadurch stark auf diesen Feldern ist. Ich würde es nun also sofort wieder machen!
Ist alles so verlaufen, wie geplant?
Anita:Ganz klares nein. In den letzten neun Jahren hatten wir Höhen in denen alles super lief und auch Tiefen in denen wir Rückschläge erleiden mussten. Doch die Rückschläge waren nie so dramatisch, dass wir uns von ihnen nicht erholen konnte. Hubert und Tobias haben ständig neue Ideen, die uns auf neue Wege führen.
Zum Beispiel unsere nun größeren Wassertränke: Ziegen neigen nicht dazu, Wasser zu schlürfen, sondern mit dem Kopf regelrecht unterzutauchen. Das führt dann zu einer höheren Milchleistung.
Gibt es eine witzige Anekdote?
Anita: Ja. An einem Tag bekamen wir Besuch. Unsere Ziegenkitze schliefen gerade, als unser Besuch fragte: „Oh, können die denn auch schon laufen?“
Witzig ist es daher, weil Ziegen bereits nach wenigen Minuten nach der Geburt anfangen zu stehen und zu laufen. Die Ziegenkitze waren bereits 4-5 Wochen alt.
Was war ein wichtiger Moment in den letzten 9 Jahren?
Anita: Eine wichtige Entscheidung war, als wir unsere Ziegen noch im alten Pferdestall hatten. Bauen wir nun aus oder belassen wir es dabei? Das war ein bedeutender Moment, der die Basis für heute legte.
Was ist BioLiebert heute?
Anita: Ich denke, BioLiebert ist heute soweit, dass wir nach fast 10 Jahren wieder mal 14 Tage in den Urlaub fahren können.
Wir sind organisiert. Die rechte Hand weiß, was die linke tut. Alt und Jung arbeiten zusammen. Wir sind nun soweit, um uns ein Stück Normalität zurückzuholen. Landwirtschaft bedeutet 365 Tage arbeit. Und diese Auszeit möchten wir uns nun wieder gönnen.
Was hat sich verändert?
Anita: Wir haben uns technologisiert. Die körperliche Arbeit wurde durch eine Modernisierung erleichtert. Zunächst war alles Handarbeit. Heute hat man viele Maschinen und Hilfsmittel.
Keine Frage, es ist noch immer eine körperliche Arbeit, allerdings schuttelt man weniger hart als noch vorher.
Verändert hat sich ebenso, dass wir nicht mehr die Selbstvermarktung verfolgen. Leute fordern gerade jetzt immer mehr Ziegenprodukte. Allerdings ist es zeitlich nicht mehr möglich. Ich merke es an mir selbst. Vorher habe ich meinen eigenen Käse produziert und gegessen, heute greife ich zu Molkereiprodukten. Allerdings direkt vom Hersteller. Nur der selbstgemachte Joghurt ist mir hier und da noch geblieben.
Was bringen die nächsten 9 Jahre BioLiebert?
Anita: Wir planen eine Herdenvergrößerung, soweit es die Flächen zulassen. Bio fordert Auslauf- und Weideflächen.
Wir planen eine Aufstockung, sodass irgendwann Tobias als Vollerwerbstätiger den Hof führen kann.