Bereits während des Aussteigens aus dem parkenden Auto vernimmt man lautes Gemecker aus dem Stallinneren. Es ist kein klagendes Meckern. Einfach nur tierisches Gemecker. Dann nähert man sich dem Stallgebäude mit den großen offenen Toren und nimmt die darin stattfindende Bewegung mit jedem Schritt stärker wahr, ohne sie überhaupt zu sehen.
Nach dem Eintreten bemerkt man zunächst die hölzernen, hüfthohen Gehegezäune, durch die manch eine Ziege ihren Kopf steckt, um frisches Futter zu fressen. Andere Artgenossinnen liegen dagegen bereits mitten auf dem mit Stroh bedeckten Boden. Doch sie schlafen nicht, sondern würgen ihr vorher geschlucktes Futter wiederholt hoch, um wiederzukäuen.
Diejenigen Ziegen, die nicht gerade abgelenkt werden, wirken am Besuch interessiert und beäugen ihn intensiv. Fluchtverhalten? Das wird nicht ausgelöst. Eher wirken die Tiere neugierig. Man tritt näher heran und kann bedenkenlos eine Hand ausstrecken, um die Ziegendamen am Kopf zu tätscheln, dem man durch seinem dicken Knochen deutlich anmerkt, dass er eigentlich zum Boxen gedacht ist. Blitzschnell beschnuppern die Tiere die Hand oder versuchen sie mit ihren Lippen zu ertasten. Manchmal erkennt man sogar ein freudig erscheinendes Schwanzwedeln.
Hausziegen sind domestiziert und schon lange keine Wildziegen mehr. Das merkt man deutlich an ihrem zutraulichen Verhalten. Kommt man ihnen näher, verschwindet etwa ein Teil der Jack oder ein Zipfel des T-Shirts im Maul eines der Tiere, doch vor ernsthaften Bissen muss man sich nicht fürchten, solange man nicht zur Leichtsinnigkeit neigt.
Ziegen sind Nutztiere, aber solche, die sich allzu gerne streicheln lassen, auch um nur die eigene Neugier zu befriedigen. Geradezu emphatisch wirken die Tiere, die zwischendurch durch laute Geräusche auch gerne aufgeschreckt wegrennen können, um sich daraufhin wieder schnell zu beruhigen, um zu ihrer neugierigen Art zurückzufinden.
Ähnlich, aber durchaus noch hitziger geht es bei den Ziegenkitzen zu. Betritt man das Gehege der jungen Zicklein, wird man besprungen, beschnuppert, geleckt oder es wird an einem gesaugt.